Freitag, 10. Dezember 2010

The reckless moment (1949)

Ein merkwürdiger Titel für diesen Film, dem seine unschuldige Familienstimmung schon früh im ersten Akt verloren geht und der ab dem ersten tödlichen Unfall unter einer Art ungutem Wiederholungszwang zu stehen scheint. Alle wichtigen Ereignisse passieren gedoppelt, als ob die Drehbuchtäter an den Schauplatz hätten zurückkehren müssen: Zweimal stirbt ein Unsympath im Bootsschuppen, zweimal wird der Mord erfolgreich vertuscht. Zweimal fährt die Hauptfigur zur Klärung dringender Angelegenheiten nach Los Angeles und kommt unverrichteter Dinge zurück. Am Anfang telefoniert sie mit ihrem Ehemann, erfährt, dass er überraschend nicht über Weihnachten zuhause sein kann. Und am Ende ein zweites Telefonat. Er erkundigt sich nach seiner Familie und erfährt – nichts. Zumindest nicht von der Filmhandlung. Ansonsten wird endlos von der weiblichen Hauptfigur, einer ansonsten amerikanischen Bilderbuchmutter, geraucht und telefoniert.

Wiederholungen sind jenseits von Komödien Abschwächungen. Das von ihnen provozierte Gefühl, Bekanntem zu begegnen, ist in der Musiktheorie sogar lange Zeit so diskutiert worden, dass Wiederholungen, wie sie in Zeiten der Leitmotivik überbordend verwendet wurden, aus der Kompositionslehre möglichst zu verbannen waren und höchstens in der Wagnerischen Form der ewigen Variation noch Duldung fanden. In der Filmmusik ist die Idee des Leitmotivs nie wirklich in Frage gestellt worden. Und auch dramaturgisch gehört sie zum festen Repertoire. In der Anbahnung stärken Wiederholungen beim Zuschauer die Vorausahnung, schon zu wissen, was passieren wird. Damit kann man spielen. So bestehen die Überraschungen in diesem Film auch weniger in den wiederholten Ereignissen als in der unerwarteten Weiterführung oder Variation in der Wiederholung. Der zweite Todesfall im Bootsschuppen gipfelt im Unfalltod des Helden, der den von ihm Ermordeten beseitigen will. Auch wenn die poetische Gerechtigkeit hier die krude Tat per Autounfall sühnt. Es bleibt diesem Film eine Vorliebe für die Totschläger und Mörder eigen. Sie werden als moralisch integre Figuren gezeigt, die aus dem Familienkontext erwachsen oder ihn respektieren und schützen. Als ob im Nachhinein symbolisch der militärische Einsatz gegen die Nazis als Schutz der amerikanischen Familie hätte gerechtfertigt werden sollen – der abwesende Ehemann weilt gerade in Berlin. Auch das ein Wiederholungszwang.

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